preview200

Montag, 7. März 2005

shopblogger

Also der Shopblogger macht mich noch ganz kirre.

Seit weniger als vierzehn Tagen verfolge ich seinen Blog und bin schon total süchtig. Mehrmals täglich klicke ich auf seine Seite und erfahre sensationelle Dinge - z.B. dass Philadelphia Creation Fjord Lachs nicht mehr produziert wird oder dass sich immer ausgerechnet dann eine Schlange an der Kasse bildet, wenn der Herr Shopblogger gerade dabei ist, die Zigaretten nachzufüllen.

Das ist Alltag so fern meines unbedeutenden Lebens, dass ich fasziniert jeden Bericht aufsauge und - jetzt kommt das wirklich wirklich schlimme - mein Denken und mein Leben ändere. Bisher war es mir ein absoluter Graus, Lebensmittel einzukaufen. Ich erledigte das nur widerwillig, wenn sämtliche Vorräte im Kühlschrank verbraucht oder deren Haltbarkeitsdatum seit mehr als vierzehn Tagen überschritten war und ich kein Bargeld mehr für den Pizzabringdienst im Haus hatte.Doch heute passierte es: ich kam von der Arbeit nach Hause und stahl dem Nachbarn die Prospekte der Lebensmitteldiscounter aus dem Briefkasten (an meinem klebt noch dieses „Bitte keine Werbung“-Schild, das ich unbedingt entfernen muss). Was es dort für wundervolle Dinge zu entdecken gibt: Bei Minimal ist Kölln-Müsli im Angebot und beim Penny gibt es Kinderzahnbürsten! Ich habe zwar immer noch kein Kind, aber ich könnte sie zusammen mit der Reithose verschenken!

Nun hielt mich nichts mehr zu Hause. Ich schnappte mir die alte Baumwolltasche, die ich seit dem Dahinscheiden der letzten Jute-Tasche benutze und eilte in den nächsten Supermarkt.Bisher fühlte ich mich in dem Laden, angesichts der grellen Neonbeleuchtung fast blind, doch der Shopblogger hatte mir im wahren Sinn die Augen geöffnet. Ich sah andere Kunden, wie sie interessiert die Aktionsware inspizierten, eine Frau, die einen Apfel in die Hand nahm und ihn wieder zurücklegte und Kunden, die ihr Leergut an der Kasse abgaben. Ich sah die Ware, die auf Paletten in einer Ecke stand und auf das Auspacken wartete und schließlich noch das große Schild, das mich darauf hinwies, ein Verbandkasten sei für nur 6,99 € zu erwerben. Sen-sa-tio-nell! Woher wussten die nur, dass ich seit eineinhalb Jahren ohne vorschriftsmäßige Fahrzeugausrüstung durch die Gegend fuhr?

Die Welt war plötzlich bunter, vielfältiger, einfach großartig. Nur meine angeborene Schüchternheit hielt mich davon ab, der Kassiererin um den Hals zu fallen und ihr zu gestehen, wie sehr ich sie um ihren Arbeitsplatz beneide.

Jetzt bin ich wieder zu Hause, mein Kühlschrank ist gefüllt mit Lebensmitteln und ich immer noch ganz von den Erlebnissen des frühen Abends. Danke Shopblogger, dass es Dich gibt!

Fleisch

„Fleisch“ sagte sie. „Und was noch?“ fragte ich. „Eigentlich nichts. Nur Fleisch“.

Die Geschichte begann 14 Tage zuvor. Ihr Foto in diesem Single-Forum hatte wohl archaische Instinkte in mir angesprochen. Dieses Lara-Croft-Outfit war einfach unglaublich sexy. Dass solch eine Frau auf meine Mail antwortete, fand ich ungewöhnlich und aufregend, doch als wir das erste Mal miteinander telefonierten, merkte ich, dass ich wohl nicht der Mensch bin, der zu Lara Croft passt.

Als ich ihr von meinem Eindruck des Telefonats schrieb, entgegnete sie, es sei doch wichtig, sich bei einer realen Begegnung ein wirklich direktes Bild des anderen zu machen. Na gut, mein Leben besteht nicht gerade aus dringenden geschäftlichen Terminen, also verabredete ich mich mit ihr zum Essen. „Was isst Du denn gern?“ fragte ich sie am Telefon? „Fleisch“ sagte sie. „Und was noch?“ fragte ich. „Eigentlich nichts. Nur Fleisch“. Wirklich überrascht war ich nicht, denn, wie gesagt, mir war schon vorher aufgefallen, dass die Zahl unserer gemeinsamen Interessen und Geschmäcker nicht gerade herausragend hoch war. Ich überlegte. Wo um Himmelswillen gibt es „nur Fleisch“? Mir fiel das griechische Restaurant ein, das ich zuletzt Mitte der Achtziger besucht hatte. Der Grillteller dort verzichtete, so erinnerte ich mich, auf jedwede Form der Beilage und das Lokal war von meiner Wohnung aus gut zu Fuß zu erreichen. Also schlug ich ein Treffen bei mir vor, um dann gemeinsam in das Restaurant zu gehen.

Ich ging zu meinem Kleiderschrank und fragte mich, was man wohl anzieht, wenn man mit einer Frau verabredet ist, die aussieht, als könne sie jederzeit eine geladene Waffe aus Ihrem Lederholster ziehen, um einen feindlichen Agenten auf der Hildesheimer Straße zu eliminieren. OK, in die alte Lederhose müsste ich mich noch quetschen können und dazu das enge olivgrüne T-Shirt. Geht doch: ich sah aus, als wäre ich ein, zumindest entfernter Verwandter der Dame.

Eine viertel Stunde später klingelte es. Ich drückte den Türsummer und stand wartend in meiner „wir-jagen-fiese-Verbrecher-Verkleidung“ an meiner Wohnungstür im zweiten Stock. Ich hörte Schritte auf der Treppe, doch ehe ich etwas sah, schlug mir etwas völlig unerwartetes ins Gesicht: der schwere Duft eines lieblichen Parfums, der die Treppe hinauf eilte, lange bevor dessen Trägerin zu erblicken war. Es war diese Art von Parfum, mit dem die Frauen in den siebziger Jahren Duftmarken setzten, die noch Stunden nach Verlassen des Raumes an ihre Anwesenheit erinnerten. Meine Augen begannen zu tränen und sah nur durch einen Schleier, wer dort die Treppen hochstieg. Ich rieb mir die Augen, schaute sie von oben bis unten an, schaute mich von oben bis unten an (zumindest soweit man sich selbst ‚nach oben’ anschauen kann) und meine Gesichtszüge entgleisten.

Da stand nicht Lara Croft vor mir, sondern eine mit Goldschmuck und Edelsteinen behängte blonde Frau im Business-Kostüm nebst pfennigbeabsatzten Pumps. Mir wären jetzt ungefähr 1,3 Sekunden geblieben, um mein Outfit dem ihren anzupassen. Zu spät. Sie begrüßte mich, ich rang um Fassung und Sauerstoff.
„Am Besten, wir setzen uns noch einen Moment auf den Balkon“, hörte ich mich sagen, in dem verzweifelten Wunsch wieder normal Atmen zu können. „Vielleicht etwas kalt dort“ antwortete sie. Verdammt, musste Anfang März denn auch wirklich noch Schnee liegen!? Also nahmen wir einen schnellen Drink vor dem Kaminofen und wenig später sah man ein sehr seltsames Paar eine Hauptverkehrsstraße im Süden Hannovers entlang spazieren.

Der Rest des Abends war entgegen meiner Erwartung noch ganz amüsant. Ich schmeckte zwar von den Fleischbergen angesichts des olfaktorischen ‚Kampfmittels’ überhaupt nichts, habe dabei aber wohl auch nichts verpasst. In den zwei Stunden, die wir miteinander verbrachten, erfuhr ich nicht nur, dass sie ihre Brüste vergrößern lassen hatte und auf Gesäßimplantate sparte, sondern entdeckte sogar eine Gemeinsamkeit: wir schauten gern Harald Schmidt. Na, wenn das nicht der Anfang einer großen Liebe ist....

entre nous

komma.vorbei at gmx de rss-feed

jüngstes

Na, dann hammas ja!
Na, dann hammas ja!
frau_floh - 14. Apr, 14:57
Scheißegal
"Und kost' der Sprit auch 3 Mark 10 - scheißegal, es...
komma.vorbei - 7. Jul, 10:12
Kreuzung
Dass DB-Fahrräder beim Ende der Anmietung an einer...
komma.vorbei - 13. Mai, 14:29
Berlin-Marathon 2007
Das wurde aber auch endlich mal ZEIT:
komma.vorbei - 17. Okt, 16:09
Hatte ich noch gar nicht...
Hatte ich noch gar nicht bemerkt. ...wie passend!...
komma.vorbei - 27. Jun, 14:02

lost and found

 

das bist du

Du bist nicht angemeldet.

das bin ich

Online seit 7014 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:03

501
adidas_01
alle jahre wieder
alltaeglicher wahnsinn
auf den blog gekommen
bebildertes
der shopblogger
die perle
dies und das
fleisch
fussball
im kranken haus
kaffaej
no sex and the city
no-go-areas
packstation
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren