Grundsätzlich ist mir der Buchstabe
"R" ja ein äußerst sympathischer, aber was der Herr Wulff sich von der
Tabakindustrie in seinen blonden Schädel pflanzen lassen hat, kann doch im eigentlichen Sinne nur als
Schildbürgerstreich verstanden werden.
Da hat sich erst erst unsere ostzonale Kanzlerin geschickt aus der Affaire gezogen, die letzte Raucherbastion der EU aufgeben zu müssen, indem sie sich für nicht zuständig erklärte (man wünschte, das täte sie sehr viel häufiger). Anschließend gab es einen kurzen Moment, in dem man dachte, die Ministerkonferenz wäre ein Gremium unabhängiger und logisch denkender Menschen, aber dann legte Herr Wulff los. Natürlich ging es ihm nicht darum, die Milliardengewinne von Philip Morris und Konsorten zu sichern (von denen, man kann es sich einfach nicht anders erklären, wohl ein paar Scheine in seine Tasche wandern), sondern um die wirtschaftliche Existenz der in Niedersachsen so geliebten
Eckkneipe.
Schon klar, Herr Wulff. Sie gehen ja sicher mit ihrem Blondchen Bettina regelmäßig in solche Etablissements. Wenn nicht, sollten Sie sich mal bei ihrem Amtsvorvorgänger, Herrn Schröder erkundigen, der doch zumindest gelegentlich seine Currywurst bei
Angelo verspeiste. Dort, wie in ähnlichen Lokalen überall im Land, gibt es zwei Sorten von Gästen: Die einen genießen die deftig-deutsche Küche, die hier manchmal noch so schmeckt "wie bei Muttern", die anderen sitzen seit 10 Uhr morgens an der Theke, rauchen eine Zigarette nach der anderen und konsumieren nicht weniger des Gerstensafts aus einem der Häuser von InBev.
Ja Herr Wulff, es sich natürlich letztere, die die Existenz dieser
kleinen Kneipe sichern, indem sie einen großen Teil ihres HarzIV-Einkommens versaufen. Und schon klar, Herr Wulff, wenn diese
Säufer alkoholabhängigen Menschen nicht mehr
in der Kneipe rauchen dürfen, dann bleiben sie natürlich zu Hause und investieren nur noch in
Dosenbier Öttinger. Schon klar!!
Jetzt hat Herr Wulff auch noch entdeckt, dass diese Menschen in der Gastronomie auch nichts mehr
essen, wenn sie nicht nebenbei rauchen dürfen, sondern sich jeden Tag zu Hause ihre
Deutschländer warm machen. Und schwupps, wird auch das Rauchverbot in Restaurants gekippt. Dazu macht der Besitzer einfach ein
"R" an seine Tür und erklärt so, dass hier nicht nur gegessen, sondern auch geraucht werden dürfe.
Bei genauerer Überlegung erscheint mir diese Idee noch erweiterbar. Man weiß doch, dass immer mehr unserer
Kliniken von Konzernen aufgekauft werden und dass daher die kleinen "Eck-Krankenhäuser" um ihr überleben kämpfen. Warum lässt man diesen nicht die Freiheit ein "R" an ihre Tür zu schrauben und sich damit zum
Raucher-Krankenhaus zu erklären? Slogans wie "Bei uns dürfen Sie auch im OP qualmen!" oder "Die Zigarette danach - genießen Sie sie in unseren neuen "Rauchwachraum!" dürften die wirtschaftliche Existenz, zumindest der Spezialkliniken für Kehlkopfektomien garantieren!
Allerdings sollte man diese Möglichkeit wirklich nur kleinen freien Krankenhäusern zur Verfügung stellen, denn ansonsten gäbe es wohl alsbald eine neue Gesellschaft: die "Philip Morris Lungenklinik AG" mit dem Werbeslogan:
"Bei uns rauchen Sie bis zum Schluss"!